Geschrieben am 10. Februar 2016 · Kategorie Allgemein

Eine umfangreiche dendrochronologische Untersuchung im Dachgebälk der Roßwager Martinskirche gibt jetzt Auskunft über das Alter der einzelnen Gebäudeteile.

Der Westturm ist das älteste erhaltene Bauteil der Kirche in ihrer heutigen äußeren Form, er wurde in 2 Bauphasen errichtet. Die im 2.OG des Turms entnommenen Proben belegen die Fertigstellung bis zu dieser Ebene im Laufe des Jahres 1443. Dazu passt das Kreuzrippengewölbe der stattlichen Halle im Erdgeschoss des Turmes sowie die Datierung der größten der 3 Glocken auf das Jahr 1442.

Laut Bauinschrift wurde 1594 der Abschluss des Turmes ab dem 3. OG neu gestaltet. Das damals zur Verstärkung des neuen Glockenstuhls eingebaute Holzgerüst konnte auf das Jahr 1601 datiert werden.

Das Langhausdachwerk wurde auf das Jahr 1465 datiert, es ist nur in Teilen erhalten geblieben. Beim neugotischen Umbau durch Dolmetsch im Jahr 1900 ging die bauzeitliche Stuhlkonstruktion im 1. OG vollständig verloren, ebenso wurde das Dachgebälk bis auf kurze Stummel herausgeschnitten. Mehrere Sparen zeigen jedoch Wiedlöcher und belegen damit die Herkunft der Nadelhölzer aus dem Floßholzhandel an der Enz.

Das Holz für das Chordachwerk wurde im Winter 1498/99 geschlagen. Im Unterschied zum Langhausdachwerk blieb das Dachwerk des 1497 begonnenen Chorbaues in nahezu unveränderter Form erhalten.

Nur an den aus Nadelholz (Weißtanne) gefertigten Dachbalken, Kehlbalken und Sparren sind Wiedlöcher vorhanden, sie wurden somit als Floßholz angeliefert und stammen aus dem Schwarzwald. Die aus Eichenholz gefertigten Stuhlständer und deren Aussteifungshölzer dürften aus regionalen Waldbeständen stammen.

Die dendrochronologische Untersuchung wurde im Jahr 2015 von dem Bauforscher und Mittelalter-Archäologen Tilmann Marstaller aus Rottenburg-Oberndorf durchgeführt. Anlass war eine Reihenuntersuchung im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Enzflößerei der Regionalgruppe Stromberg-Mittlere Enz des Schwäbischen Heimatbundes. An dem Projekt arbeiten auch die beiden Roßwager Vereine G.O.R. und Heimatverein Backhäusle mit.

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